Lagerbaracke Alexisdorf-
Neugnadenfeld e. V.


Bereits vor der Gründung des Vereins Lagerbaracke Alexisdorf-Neugnadenfeld gab es Überlegungen, eine Lagerbaracke wieder aufzubauen, um an die einmalige Geschichte Neugnadenfelds zu erinnern. Um Ideen und Erzählungen auszutauschen, trafen sich Interessierte bei Erich Strauss. Schnell wurde deutlich, dass man für eine solide Grundlage einen Verein brauchte und so kam es am 29.März 2001 zur Gründungsversammlung im Dorfgemeinschaftshaus. Erich Strauss wurde zum 1. Vorsitzenden gewählt, Heinz Georg Hanfgarn zum 2. Vorsitzenden, Christel Hirche zur Kassenwartin, Sieglinde Mundt zur Schriftführerin und Christhard Pasternak zum Beisitzer. Erfreulicherweise zählte der Verein am ersten Tag schon 38 Mitglieder. Bei der Mitgliederversammlung am 23. April 2003 wurde neu gewählt: 1. Vorsitzender Christhard Pasternak, 2. Vorsitzender Hans Georg Hanfgarn, Kassenwartin Christel Hirche, Schriftführerin Sieglinde Mundt, Beisitzer Hans Bauer und Heinrich Ristau. Als Hans Georg Hanfgarn ausschied, übernahm Astrid Wennemer das Amt der 2. Vorsitzenden. Nach Heinrich Ristau kam Roland Hirche als Beisitzer. Seitdem ist der Vorstand unverändert, der Verein zählt etwa sechzig Mitglieder.

Auch von der Politik blieb der Verein nicht unentdeckt. Im August 2002 erhielt er Besuch vom niedersächsischen Minister für Wissenschaft und Kunst, Thomas Oppermann, gemeinsam mit dem Landtagsabgeordneten Gerd Will. Obwohl die Pläne für die Lagerbaracke schon fast antragsreif waren und ein Grundstück gefunden war, mussten sie verworfen werden, da ein solches Projekt schwer zu finanzieren und nur mit Ehrenamtlichen nicht zu bewirtschaften war.

Die Gemeinde Ringe stellte die ehemalige Wäscherei im Dorfgemeinschaftshaus, die schon zuvor zum Versammlungsraum umgebaut worden war, für Treffen zur Verfügung. 2007 konnten die Räumlichkeiten durch angrenzende Räume erweitert werden, die überwiegend in Eigenleistung durch die Mitglieder umgebaut wurden. Ein Zimmer im neuen Bereich wurde als „Barackenzimmer“ nachgebaut, das heißt mit Hartfaserplatten und Leisten ausgekleidet, mit einem Holzfußboden


Das Modell einer Baracke, v. l. Christhard Pasternak,  Erich Strauss (privat)

versehen und mit originalen und nachgebauten Möbeln eingerichtet. Es stellt den Lebensraum einer fünfköpfigen Flüchtlingsfamilie in den Anfangsjahren dar.

Neben dem Zugewinn des nachgebauten Barackenzimmers hatte der Verein nun einen neuen Versammlungs- und Vortragsraum sowie erste Ausstellungsräume mit Platz für die Exponate. Auch sanitäre Anlagen und eine kleine Küche konnten so entstehen.

Ausstellungsvitrinen wurden dem Verein vom Landkreis Grafschaft Bentheim zur Verfügung gestellt. Eine Bilderwand mit der Geschichte von Neugnadenfeld und die Ausstattung der ehemaligen Schwesternstation


Lagermodel gebaut H. Ristau (Foto C. Pasternak)

waren die ersten Exponate. Um das Lager und die Baracken zu veranschaulichen, fertigte Heinrich Ristau Modelle von diesen an. Am 10. Februar 2008 wurden die fertigen Räume in einer Feierstunde der Öffentlichkeit vorgestellt.

Die Ausstellung ist geöffnet jeden Sonntag von Mai bis September, sowie nach Vereinbarung. Vorstandmitglieder stehen den Besucher*innen für Informationen zur Verfügung. Astrid Wennemer, Hans Bauer und Christhard Pasternak leiten Führungen für Gruppen und Schulklassen mit Vorträgen, Erläuterungen, Filmen oder Power-Point-Präsentationen. Nach der Eröffnung im Jahr 2008 konnten jährlich 600 bis 1.000 Gäste begrüßt werden. Es ist ein internationales Publikum, unter anderem aus den USA, Kanada, Ukraine, Russland, China, von den Lofoten bis Südafrika. Außerhalb der Öffnungszeiten erhalten Interessierte Informationen über Neugnadenfeld und seine Geschichte am Geschichtspfad und über einen frei zugänglichen Touchscreen. Zusätzlich kann auch ein individueller Besuchstermin vereinbart werden. Der Verein finanziert sich aus Mitgliedsbeiträgen, Spenden und Fördergeldern.

Rettung von Pflastersteinen

Die erste Aktivität des Vereins war die Rettung von Pflastersteinen. Die ehemalige Lagerstraße in der Justizvollzugsanstalt Groß Hesepe wurde erneuert und die alten Pflastersteine entsorgt. Groß-Hesepe war in der Zeit des Nationalsozialismus genau wie Alexisdorf ein Gefangenenlager. Es sind Steine, wie sie früher auch in Neugnadenfeld verlegt waren.

Um sie vor dem Schredder zu retten, wurden schnell Freiwillige organisiert, welche die Steine vom Recyclinghof Helmig in Wietmarschen auf Paletten


Pflastersteine bergen, v. l. Hans-Georg Hanfgarn, NN, NN, (Pasternak)

gestapelt und auf dem Hof bei Erich Strauss gelagert haben. Inzwischen sind alle Steine wieder verlegt, so auf dem Rondell vor der Kirche, vor den Gleisen der

Feldbahnanlage, auf dem Herbert-Winckler-Weg und am alten Glockenturm. Mitglieder des Vereins sowie auch der Bläserchor waren fleißige Helfer.

Herbert-Winckler-Weg

Herbert Winckler war von 1954 bis 1967 Vorsteher der Brüdergemeine und Baumeister Neugnadenfelds. Grundstock für die Gestaltung des Herbert-Winckler-Weges war der RWE-Preis. Das Konzept des Vereins überzeugte und gewann den ersten Preis.

Weitere Zuwendungen kamen von der Grafschafter Volksbank, der Gemeinde Ringe und dem Wasser- und Bodenverband, der auch Grundstück und Maschinen stellte.

Der Trampelpfad an der östlichen Grenze vom ehemaligen Lager zwischen der Birger-Forell-Straße und der Leonberger Straße wurde mit Pflastersteinen aus Groß-Hesepe zu einem naturnahen Fuß- und Fahrradweg ausgebaut. In der Mitte liegt ein kleiner Rastplatz, der mit Sandsteinen eines historischen Brückenpfeilers gestaltet ist.

Der Verein pflanzte neue Bäume, die durch Namenschilder gekennzeichnet wurden, und die Jugendfeuerwehr Neugnadenfeld hängte Nistkästen auf. Zur Eröffnung im Juni 2010 reiste der Sohn Jochen Winckler aus Königsfeld im Schwarzwald an, um den Weg für die Öffentlichkeit freizugeben.

Begleitet wurde die Feierstunde vom Bläserchor, einem „Lieblingskind“ von Herbert Winckler.


Erich Strauss, Jochen Winckler, Christhard Pasternak, Hindrik Robbert (Foto Meppelink)

 

Feldbahnanlage


Gleisplan von 1939 von der Feldbahn Kanal / Bathorner Diek. Niedersächsisches Landesarchiv Osnabrück (K 11 Hoogstede Nr. 1 H)

Für die Erschließung der Moorgebiete waren Feldbahnen unverzichtbar. Sie waren das einzige Verkehrsmittel, das auf den nassen, morastigen Böden zuverlässig verkehren konnte. Zur Zeit der Moorkultivierung gab es ein Schienennetz von Kleinringe im Westen am Coevorden-Piccardie-Kanal entlang mit verschiedenen Stichbahnen, etwa nach Neugnadenfeld oder Hoogstede und dann weiter über Georgsdorf, Twist, Dalum, Meppen und Fullen bis nach Rhede

(Ems). Die Schienen konnten ohne Gleisbett dort verlegt werden, wo sie gerade gebraucht wurden. Diese Flexibilität ist vielleicht der Grund, warum man kaum Gleispläne für die Feldbahnen findet.

Betriebsmittelpunkt der Feldbahnen war ein großzügiger, bereits in den 1930er Jahren angelegter Bahnhof am Bathorner Diek, der direkt an der Kanalstraße nördlich des Kanals lag. Der Bahnhof, unweit des damaligen Kulturbauleitungsgehöft s erbaut, verfügte über einen stattlichen Rangierbahnhof mit elf Gleisen, je einem Lok-, Draisinen und Geräteschuppen nebst Schmiede. Von diesem Bahnhof aus verliefen Gleise in Richtung Alexisdorf, Twist, Georgsdorf und Hoogstede, wo Anschluss an den dortigen Bahnhof der Bentheimer Eisenbahn bestand.

Von der Firma Dues in Twist erhielt der Verein eine Dima-Lok mit einem Lister-Dieselmotor. Schienen und Loren kamen von der Firma Brill in Georgsdorf. Nach der Aufarbeitung durch die Firma Schipper wurde die Lok in einer Feierstunde unter Bläserbegleitung mit dem Autokran der Firma Küpers auf das Gleis gehoben.

Im Januar 2008 entdeckten Vereinsmitglieder an der Justizvollzugsanstalt in Groß Hesepe eine Deutz-Lok OMZ 117 F 2004, genau der Typ Lok, wie er im und nach dem Krieg in Neugnadenfeld eingesetzt wurde.

Für die Außengestaltung bekam die Justizvollzugsanstalt von der Firma Klasmann-Deilmann eine neuere Lok und so konnte der Verein die alte Lok übernehmen.

Bei der Grafschafter Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft GmbH (GBQ) fand der Verein mit dem Leiter Hans Christian Rieck einen interessierten Fachmann, der die defekte Lok in alle Einzelteile zerlegte, entrostete, strich und wieder zusammengebaute. Es wurde ein alter passender Deutzmotor gesucht und eingebaut, sodass sie wieder fahrbereit war.

Der dazugehörige Brigadewagen war von der Justizvollzugsanstalt leider nicht zu bekommen, aber auch da half die GBQ. Aus den Fahrgestellen von zwei Kipploren wurde nach dem Originalvorbild ein Brigadewagen nachgebaut. Auf einem neuen Torfbett verlegten Mitglieder ein zweites Gleis. Neben der Lok des Herstellers Dima konnten am 10. Oktober 2008 die restaurierte Deutz-Lok und der Brigadewagen unter Beteiligung von Bläserchor und Gemeinde aufgestellt werden.

Die Feldbahnanlage ist frei zugänglich. Neben der Feldbahnanlage gibt es im Außenbereich noch den Geschichtspfad und die Kunstwegenstationen „Turf Cupola“ und „Koordinaten“, die im nächsten Kapitel beschrieben sind.

 

Kirchenbaracke


F. W. Reichel, um 1947

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